Kennt Ihr das auch? Dass man Erwartungen an andere hat und dann enttäuscht ist, weil sie diese nicht erfüllen?
Oder anders herum, dass andere Menschen Dinge von uns erwarten, von denen wir erstens meistens nichts wissen und sie zweitens auch gar nicht erfüllen wollen?
Auch an unsere Kinder stellen wir oft Erwartungen, die sie bitte zu erfüllen haben …
Warum ist das so? Ich frage mich das so oft. Ich erwarte von meinem Partner, dass er mich bitte glücklich machen soll, erwarte von Freunden, dass sie Dinge tun sollen, die ich mit ihnen nie kommuniziert habe oder erwarte von meinen Kindern, dass sie doch bitte so und so sein sollen.
Für mein Glück bin ich doch immer ganz alleine verantwortlich. Ich bin inzwischen drauf gekommen, dass es gar nicht möglich ist, den Anderen glücklich zu machen, wenn in ihm eigentlich der größte Sturm tobt. Wenn ich glücklich bin, so richtig von innen heraus, dann kann ich mein Glück ausstrahlen und weitergeben.
Oft ist mir aufgefallen, dass ich Dinge ganz anders kommuniziere, als ich sie eigentlich meine. Ich lüge also praktisch mit meinen Worten, weil es mir unangenehm ist, die Wahrheit zu sagen oder, weil ich denke zu wissen, dass die Wahrheit und mein Gefühl nicht gut ankommen. Woher weiß ich das? Weil meine innere Stimme es mir sagt. Redet meine innere Stimme oft dummes Zeug? Aber sowas von!
Wie können wir es also hinbekommen Dinge, die wir erwarten zu hinterfragen, und zu kommunizieren? Reden. Es ist nicht immer einfach seine Erwartungen mitzuteilen, aber auch für mein Gegenüber ist es leichter Dinge zu wissen, die ich erwarte und dann im Austausch mit mir zu klären, ob wir übereinkommen. So werden Enttäuschungen vorgebeugt und Klarheit geschaffen. Gerade zwischen Männern und Frauen ist das so wichtig, denn Männer denken einfach komplett anders als wir.
Erwarte ich also zum Beispiel für etwas eine Gegenleistung das ich gebe, kann es für mich noch so selbstverständlich sein, so muss es das für mein Gegenüber noch lange nicht.
Ein Beispiel: Ich verschenke etwas, was vielleicht einen hohen Wert hat, weil ich es nicht mehr brauche, erwarte jedoch im tiefsten Inneren zumindest eine Tafel Schokolade für meine Kinder dafür und bin dann enttäuscht, wenn der Andere es freudig strahlend entgegennimmt und eben keine Schokolade im Austausch mitbringt. Für mich mit meiner Erziehung, meinen Erfahrungen und meinem Umfeld kann es 1000 Mal selbstverständlich sein, der Andere hat jedoch nur empfangen: „Das darfst du geschenkt haben!“ und nimmt es eben als solches an.
Meine Enttäuschung wäre erst gar nicht aufgekommen, wenn ich gesagt hätte: „Du darfst es gerne haben, ich brauche es auch nicht mehr, ich möchte auch kein Geld dafür, aber eine Tafel Schokolade für meine Kinder hätte ich gerne!“ So schwer ist das eigentlich nicht und nimmt so viel Stress aus all unseren Beziehungen.
Heute erst stand ich wieder vor diesem Konflikt. Jemand hat erwartet, dass ich etwas tue, was ich tatsächlich überhaupt nicht auf dem Plan hatte. Es war einfach für mich nicht präsent. Es hat dann so richtig ordentlich geknallt. Ein Wäschekorb ist zu Bruch gegangen und Bilder sind von der Wand geflogen … und genau dieses Mal sind wir dann anders mit der Situation umgegangen, zum ersten Mal. Wir haben uns herunter gekühlt und darüber gesprochen. Dem Anderen (Hallo Mama ;o) war nicht bewusst, dass ich einfach nichts von seinen Erwartungen wusste und hätte sie es einfach angesprochen hätte ich es sogar gemacht, weil es kein großes Ding war.
Auch wenn die Gemüter mächtig erhitzt waren, haben wir unter Tränen gesprochen, keiner hat wutentbrannt die Wohnung verlassen, und wir haben es tatsächlich hinbekommen zumindest etwas Verständnis für den Anderen aufzubringen.
Es geht hier nicht um Schuldzuweisung, sondern einfach um ein offenes Miteinander.
Versucht das doch mal, ich werde es jedenfalls jetzt nur noch so halten. Ich werde sprechen und mich nicht mehr zurückhalten. Beide Parteien sind oft in großer Not und wissen nicht wohin mit sich. Spricht man darüber, wie es bei einem selbst ankommt, wird oft vieles klarer.
Sagt Ihr immer, was Ihr denkt? Rasselt Ihr auch oft mit denselben Personen zusammen und könnt es Euch im Grunde nicht erklären? Versucht mal es aufzulösen. Ihr werdet erstaunt sein, welche Erwartungen der Andere an Euch hat.
Kennt Ihr schon meinen Beitrag, in dem ich Euch 33 Fragen zum Thema Glück beantworte? Schaut doch mal hier.
Alles Liebe
Anke
Das ist wirklich ein schwieriges Thema. Manchmal habe ich das Gefühl, dass gerade, wenn es einem nicht gut geht, dann hat man die höchsten Anforderungen an andere. Aber wenn man ehrlich darüber nachdenkt, dann würde man selber wahrscheinlich diese Erwartungen gar nicht erfüllen können. Also auch mal seine eigenen Erwartungen an andere reflektieren und ehrlich zu sich selber sein. Denn was bringt das Kommunizieren von Erwartungen, die total unrealistisch sind. Ich habe da auch einen immer wärenden Disput mit meiner Schwester. Es gibt kaum ein Treffen ohne Streit und das ewige ich erwarte das und du das ist so anstrengend, dass ich manchmal gar nicht reden möchte.
Selbstreflexion ist natürlich auch total wichtig. Da muss jeder seinen eigenen Weg finden damit umzugehen. Jeder Mensch ist ja auch anders. Der Eine redet gerne über so etwas, der Andere hält sich lieber zurück und hinterfragt seine eigenen Erwartungen. Ich denke so lange wir alle etwas achtsamer sind kann es in jedem Fall nur besser funktionieren. Liebe Grüße