Heute teile ich mit Euch ein sehr sehr privates Thema, was mich auch hier im Urlaub sehr belastet und nicht schlafen lässt. Meine Abrechnung mit der Baubranche und ihren teilweise skrupellosen Firmen.
Vor ca. 18 Monaten haben wir blauäugig und völlig naiv die Firma meiner Schwiegereltern übernommen. Ja, wir waren dumm und hatten keine Ahnung von der Baubranche. Das war natürlich komplett unsere Schuld, dass jedoch alles so ablaufen wird, wie es abgelaufen ist, damit haben weder mein Mann noch ich gerechnet.
Alles fing mit einem völlig geschröpften Firmenkonto und Altlasten aus Steuern an, die jedoch bei einer GmbH der neue Geschäftsführer (mein Mann) tragen muss, von denen wir nichts wussten. So weit, so gut. Wir haben alles gegeben, ich mich komplett in die Büroarbeit der Firma eingearbeitet, versucht die Baubranche zu verstehen und im Hintergrund wirklich viel gearbeitet.
Schon in den ersten Wochen mussten wir feststellen, dass die Zahlungsmoral völlig gruselig ist. Vorgeschrieben sind 21 Tage (nicht Werktage) nach Rechnungszugang. Aus diesen 21 Tagen wurden teilweise 5 Wochen, die Rechnungen sind angeblich gar nicht angekommen, wurden nach ca. 14 Tagen wieder zurückgeschickt, da angeblich Dinge falsch seien. Ich habe mich dann immer gefragt: „Warum kann man die Rechnung dann nicht sofort zurückschicken, sondern muss erst 14 Tage ins Land gehen lassen …, um noch mehr Zeit zu schinden?“ Die Arbeit war bereits erledigt, Mitarbeiter, Mieten, Kredite, Lieferanten, alle wollten bezahlt werden, und das Geld kam einfach nicht. Klar, irgendwann kam es, aber da war es fast schon zu spät! Teilweise habe ich selbst bei Bauherren, Bauleitern, Architekten angerufen und bekam zur Antwort z.B.:“Ohhhh, das ist aber schlimm für Sie!“ oder „Mitarbeiter XY befindet sich derzeit leider im Urlaub, deshalb sind wir bis jetzt nicht dazu gekommen Ihre Rechnung zu bearbeiten!“
Ehrlich? So viel Arroganz, Überheblichkeit und Ignoranz wie in der Baubranche habe ich bis jetzt noch nirgends erlebt. In einer solchen Welt möchte ich nicht leben und auch nicht arbeiten. Mir ist durchaus bewusst, dass das Leben kein Ponyhof ist und es überall Schwierigkeiten gibt, die es zu überwinden gibt, dass aber Menschen bewusst, oder auch unbewusst andere Menschen ins Verderben treiben, weil sie gerade einfach keine Lust, keine Zeit oder einfach ein zu großes Ego haben, sich mit Firmen und Menschen dahinter vernünftig und freundlich auseinanderzusetzen, macht mich traurig und fassungslos.
Ich habe in den letzten 18 Monaten so viel geweint, gelitten und Angst gehabt, wie in den ganzen 35 Jahren meines Lebens davor nicht. Sogar unsere Kinder haben Angst und sagen, dass wir so viel weinen und streiten wie nie zuvor.
Und dann sind wir ja auch nur ein Glied in der Kette. Da sind Familien unserer Mitarbeiter, die ihr Geld brauchen, um ihre Familien durchzubringen, da sind Lieferanten, die Ware geliefert haben und teilweise Wochen lang auf ihr Geld warten müssen, weil unsere Kunden es nicht für nötig halten zu bezahlen …es ist gruselig.
Ja, wir haben uns viele Dinge geleistet und sitzen gerade auf Mallorca in einer gemieteten Finca, das kann ich mir ständig anhören, aber auch das muss ich nicht, möchte es aber erklären. Ich halte es zu Hause einfach nicht aus. Ich hasse unser Zuhause, obwohl es wirklich schön ist. Wir haben eine tolle Wohnung mit einem kleinen Garten, zwei Etagen und die Lage ist auch wirklich toll. Dadurch, dass wir jedoch das Geld für ein Büro sparen wollten, haben wir das Büro mit in unsere Wohnung integriert. Das bedeutet tagein tagaus Kontakt mit dem, was ich am meisten hasse, weil es mich und meine Familie fast kaputt gemacht hat. Ich kann jedem wirklich nur raten, lagert Euer Büro wenn irgendwie möglich aus. Lasst Euch die Ruhe Eures Zuhauses nicht zerstören.
Ich schreibe diesen Artikel aus ganz aktuellem Anlass. Seit über einer Woche warten wir nun wieder auf 16.000 Euro, haben sowohl den Bauherrn als auch das Architektenbüro täglich angerufen. Erst hieß es, es käme alles pünktlich, dann war es freigegeben, Mittwoch war dann plötzlich keine Rechnung vorhanden und heute müssen wir hören, dass der Architekt frühestens Montag freigeben kann, da er gerade „unterwegs“ ist. Ich leide wie ein Hund, obwohl ich mich vom Geld eigentlich nicht mehr so bestimmen lassen wollte, wenn man jedoch Verpflichtungen hat, denen nicht nachkommen kann, ist es einfach schrecklich. Und es geht hier nicht um eine Privatperson. Es geht hier um ein großes Unternehmen, das das Geld ohne die Freigabe des Architekten nicht losschicken kann. Diese Freigabe reicht telefonisch nicht aus … Die Arbeit ist von uns erledigt worden, das Geld kommt jedoch nicht. Ein anderes Beispiel ist eine Rechnung bei einem großem Unternehmen vor drei Monaten über 8.000 Euro, die unter fadenscheinigen Vorwänden nicht bezahlt wird. Was können wir also tun? Anwaltlich vorgehen. Das haben wir in der Vergangenheit öfters getan, was sich erstens ewig in die Länge gezogen hat, und immer auf einen Vergleich hinausgelaufen ist, an dem lediglich die Anwälte verdient haben, und das nicht schlecht.
Was mich so fertig macht? In erster Linie das Desinteresse der Firmen, besonders aber die Ungerechtigkeit. Ich kann nicht verstehen, wie Menschen so eine „Leck Arsch“ Philosophie gegenüber anderen Menschen an den Tag legen können.
Mein Mann und ich haben uns täglich in den Haaren, beschuldigen uns aus Hilflosigkeit gegenseitig, haben keine Nerven auf irgendetwas und ich würde am liebsten den ganzen Tag im Bett bleiben, um es nicht ertragen zu müssen.
Ja, es kann sein, dass ich zu weich bin, aber ich bin, wie ich bin. Für keinen Job der Welt und auch für kein Geld der Welt werde ich meine Empathie gegenüber anderen Menschen verlieren. Ich werde niemals über Leichen gehen und werde auch niemals aus lauter Arroganz vergessen, dass Menschen hinter Firmennamen stehen. Menschen mit Gefühlen und Wünschen, Träumen und Vorstellungen.
Ist es nicht völlig wurscht, auf welchen Platz an einem runden Tisch in einer Bausitzung ich mich setze? Nein! Da muss ich mir aus dem Mund eines arroganten Bauleiters, der meint, warum auch immer, etwas Besseres zu sein als ich, anhören:“Setzen Sie sich bitte wo anders hin, diese Plätze sind für die Bauherren reserviert!“ Ja, das gibt meinem lädierten Selbstwertgefühl den Todesstoß und ja, das ist absolut mein Problem. Ich bin aber ein Mensch, für den die Klodame in unserem Kino genauso wertvoll ist (ich liebe sie, weil sie während ihrer Arbeit singt), wie ein Bauherr, der ein Schwimmbad für Millionen Euro in seiner Stadt finanziert.
Ständig wurde ich in den letzten Monaten kritisiert ich solle nicht so gefühlvoll und offen sein, ich müsse härter werden, mein Verhalten sei unangemessen …
Ich soll mich ändern? Ich soll arroganter, überheblicher, geldgeiler werden? Nein! Ich bin genau richtig, so wie ich bin! Ich bin emphatisch, liebevoll, lustig und genau richtig, so wie ich bin! Ich werde mich für keine Branche der Welt zum Negativen verändern, sondern meinen eigenen Weg finden, ohne geldgeile, arrogante, überhebliche und egoistische Geschäftspartner, die mich an den Rand meiner Existenz gebracht haben und mich lehren wollten, dass ich nicht gut genug bin, nichts wert bin und sie bestimmen, wann ich mit wie viel Geld bezahlt werde für Arbeit, die mein Mann, ich und alle Angestellten geleistet haben.
Alles, was wir im Leben erleben, sind Erfahrungen, die uns formen und uns zu dem machen, was wir am Ende sind. Trotz allem bin ich dankbar, denn ich habe mehr denn je gelernt, dass ich wertvoll und gut bin, dass Geld ein Zahlungsmittel ist, nicht mehr und nicht weniger. Geld ist nicht positiv oder negativ, Geld ist neutral. Es entscheidet nicht, wer oder was ich bin, das entscheide ich ganz allein und ich habe entschieden, wer ich in dieser Welt sein möchte!
Bye-bye Baubranche! Mach Deinen Scheiß alleine!
Hallo Leben!
Habt einen schönen Tag!
Eure Anke
Ein sehr schöner Artikel liebe Anke💞
Vielen vielen Dank Sarah <3