Heute möchte ich mit Euch meine Erfahrungen zum Leben mit Hund und Kleinkind teilen.
Ben war gerade 10 Monate alt, als ich mit Leni schwanger wurde. Wir waren mitten in der Hundetrotzphase und machten uns wenig Gedanken über unser Leben mit Hund und Kleinkind. Was hätten wir auch tun sollen? Hund abschaffen? Niemals! Kind abschaffen? Natürlich nicht! Wir gingen also mit einer Portion Leichtigkeit an die Sache heran und sollten schon bald auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Aber von Anfang:
Als wir mit Leni aus dem Krankenhaus kamen, war Ben nicht wirklich interessiert. Wir hatten uns vorher im Internet etwas belesen, Kleidungsstücke von Leni aus dem Krankenhaus ab der Geburt für Ben zum Schnüffeln mitgebracht und hielten ihm nun vorsichtig das Maxi-Cosi hin, wobei mir schon etwas mulmig war. Ben ist ein wundervoller Hund, ohne Frage, dennoch gehe ich mit Respekt an ein Tier heran. Wir wissen nicht, was in ihm vorgeht, und können somit auch niemals mit Sicherheit ihre nächsten Schritte vorhersehen. Er schnüffelte also kurz, wandte sich ab, und damit war die Sache für ihn erstmal erledigt.
Herausforderungen für uns in den ersten Monaten mit Kleinkind und Hund:
Die ersten Wochen waren kein Problem, da mein Mann ziemlich lange Urlaub hatte, ich also mit dem Kind das Wochenbett geniessen konnte, und er sich um die Gassigänge kümmerte. Dann kam jedoch der Tag X, vor dem ich grossen Respekt hatte. Ich war plötzlich für Kinder und Hund zuständig. Das bedeutete im Klartext: 6 Uhr aufstehen, die beiden grossen Kinder für die Schule fertig machen, mich fertigmachen, den 3 Monate alten Säugling fertig machen, und dann mit Hund und Baby zum Wald fahren, wo Ben seine tägliche Stunde mit seinen Spielkameraden bekam. In der Theorie klingt das ziemlich einfach, in der Praxis war es am Anfang gelinde gesagt eine mittelschwere Katastrophe, die begleitet von Heulanfällen meinerseits und meiner Angst vor dem nächsten Morgen begleitet wurden. Ich fühlte mich, als sei ich nicht im Stande etwas eigentlich Problemloses wie Gassigehen mit Baby hinzubekommen. Verabredet waren wir immer morgens um 8:15 Uhr mit unseren 3-5 Gassifreunden und ich fühlte mich Ben gegenüber einfach verpflichtet ihm dies zu ermöglichen, konnte er ja nichts dafür, dass wir uns ein drittes Kind „angeschafft“ hatten.
Die Mitmenschen, die mich also ins Auto steigen sahen, mit Baby unter dem Einen und Hund an der Leine am anderen Arm, schauten oft mitleidig oder entsetzt, da sie sicher dachten, ich sei eine Hauptdarstellerin bei den Flodders, oder Teilnehmerin an der nächsten Folge von „Wir restaurieren Dich komplett“. Mir war jedoch mein Äußeres im Wald einerlei, ich war einfach nur froh, wenn ich naßgeschwitzt am vereinbarten Treffpunkt ankam, und das tat ich!
Auch nach 3 Monaten konnte ich mit der Kaiserschnittnarbe nicht wirklich laufen wie ein junger Hund, aber alle nahmen Rücksicht, und so schaffte ich die Stunde meist problemlos.
Als wir nach Hause kamen war der Hund glücklich, ich auch, dass wir es für diesen Tag wieder geschafft hatten, und ich bis zum nächsten Morgen Ruhe hatte, die restlichen Gassigänge des Tages übernahm nämlich wieder mein Mann.
Nächstes Problem: Krabbeldecke! Auf Instagram sah ich ständig diese hippen Krabbelmatten, und ich hätte auch so gern eine gekauft, jedoch wollte ich Leni nicht auf den Boden legen, wenn ein Hund, der sechsmal so viel wiegt, wie sie damals, sich eventuell neben sie legt, oder im schlimmsten Fall auf sie. Also entschieden wir uns für einen Laufstall, in dem sie hoch lag, so dass der Hund den Boden weiterhin für sich hatte. Perfekt gelöst, wenn auch nicht so stylisch.
Krabbelndes Kleinkind mit Hund:
Als Leni anfing zu krabbeln, war es mit dem Laufstall vorbei, und mit der Harmonie zwischen Kind und Hund leider auch. Leni war ein ziemlich ungestümer Krabbler, robbte auf Ben mit einem lauten „EIIIIIII“ zu, oder versuchte mit dem Hund fangen zu spielen. Nun begann Ben regelmäßig zu knurren, wenn sie ihm zu nahe kam. Zwischendurch zeigte er sogar die Zähne und sogar ich hatte etwas Respekt vor ihm. Sobald morgens also unsere Gassirunde vorbei war, musste er in der unteren Etage bleiben, hing aber leidend auf der Treppe, und starrte wie ein trauriger Zirkustiger durch die Stäbe. Mir blutete das Herz und ich wusste, dass dies auf keinen Fall eine Lösung sein konnte.
Den Hund abgeben war für uns keine Option. Ich war davon überzeugt, dass sich dieses Problem mit der richtigen Hilfe würde lösen lassen. Aus dem Wald wusste ich, dass in unserer Nähe ein wohl sehr guter Hundetrainer Menschen mit Problemen half, und ich rief ihn kurzerhand an. Er hatte kurzfristig Zeit und schaute sich das Problem vor Ort an.
Wir haben wirklich viel mit ihm trainiert, und das Problem in den Griff bekommen. Ich lasse dennoch Hund und Kind nie unbeaufsichtigt alleine, weiss aber jetzt, dass wir, wenn wir uns bemühen, jedes Problem in den Griff bekommen können, und es ausser bei gesundheitlichen Problemen für mich keinen Grund gibt, ein Familienmitglied abzugeben. Seit Leni nun laufen kann, sind die beiden sogar sowas wie Spielkameraden. Sie schmeißt Bällchen, er bringt es ihr zurück. Sie sucht ihm ein Stöckchen, er nimmt es dankend an. Dennoch gibt es vor allem abends Zeiten, an denen er seine Ruhe haben möchte, und das muss sie lernen zu akzeptieren.
Die morgendlichen Gassirunden sind manchmal immer noch eine Herausforderung für mich, da Leni nun im Wald alles erkunden möchte, ich auf Hund und Kleinkind aufpassen muss, versuche beiden gerecht zu werden, und oft auch einfach nicht sonderlich motiviert bin. Es ist jedoch in jedem Fall einfacher geworden, als mit Babytrage im tiefsten Winter durch die Kälte zu stapfen.
Ob ich es nochmal machen würde Hund und Kleinkind?
Wir hatten ja in dem Sinne nicht die Wahl. Der Hund war vor dem Kind da, und sich deshalb gegen ein Kind zu entscheiden ist meines Erachtens keine Option. Hätte ich jedoch die Wahl gehabt den selben Hund einfach zu bekommen, wenn Leni etwas älter ist, hätte ich dies definitiv als die bessere Lösung empfunden. In der Säuglingszeit prasselt so viel auf die frischgebackenen Eltern herein, dass es eine Erleichterung ist, sich erstmal nur auf die Menschen in der Familie zu fokussieren. Das sieht natürlich jeder anders, weil wir alle verschieden sind. Das Aufwachsen zwischen Kindern und Tieren ist immer ein Gewinn für alle.
„Natürlich kann man ohne Hund leben, es lohnt sich nur nicht!“ (Heinz Rühmann)
Stellt Euch einfach die Frage, ob Ihr bereit seid auch Rückschläge hinzunehmen und an Ihnen zu arbeiten, und dem Hund sowie dem Kleinkind weiterhin die Aufmerksamkeit zu geben, die sie brauchen und ihre Bedürfnisse, auch wenn es manchmal hart ist, bestmöglich zu erfüllen.
Habt Ihr Erfahrungen mit Kleinkind und Hund? Erzählt mal! Eure Anke 🙂
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